Sonntag, 17. Februar 2013

Die große Reise des Chaim Jahudin zum Mittelpunkt der Erde, der Geschichte 14. Teil, Ort, das Dorf Zweedorf unmittelbar im 500-Meter Schutzstreifen am Vormittag des neunten Tages.

Anton Sawatski, der Sohn der Nachbarin von Susanne Baumann hatte geträumt. Und eine seiner Lieblingsbeschäftigungen war es, die Hände hinter dem Kopf so richtig schön faul im Bett zu liegen, und seine Träume der letzten Nacht Revüe passieren zu lassen.
Denn er hatte eine Gabe, die hatte keiner seiner Freunde, er hatte die gewisse Intelligenz. Auch wenn sie immer alle auf ihm herumtrampelten und er für alle derben Späße seiner Freunde gut genug war, aber seine Mutter sagte dann Abends immer zu ihm, wie um ihn zu besänftigen: „ Du, Anton hast die gewisse Intelligenz, denn du bist nicht dumm, nur faul, so wie Großvater. Lass sie denken, du wärst dumm aber das bist du nicht, im Gegenteil“ und er liebte seine Mutter für diese ihre warmen Sätze.
Und obwohl er schon ein junger Mann von 25 Jahren war, voll in der Blüte seiner Jungmanneskraft und voller Saft, der ihm in den Lenden manchmal elend drückte aber er wusste schon, wie er dem immer abhelfen konnte und das war immer ein besonderer Tag für ihn, der Badetag seiner hübschen Nachbarin. Denn es gab da einen Geheimgang, der von ihrem alten lehmigen Fußboden der Scheune auf den des Nachbargehöftes führte, und den kannte nur er, nicht mal die Mutter, und wie oft wollte er sich ihr schon offenbaren, aber immer wenn er dachte, er bekomme es über die Lippen, da sah er den jungen rosigen nackten Körper der Nachbarin in dieser großen Zinkwanne, wie sie mit ihrer kleinen Tochter, der Marie herumalberte und er konnte sich nicht satt sehen in seinem Versteck hinter dem vielen Heuballen an ihrem Badespiel und alle erregende Hitze verließ ihn dabei, wie in einem riesigen Feuerball und manchmal kam der befreiende Feuerball sogar zweimal anschließend in seiner Phantasie, so wie letzte Nacht.
Irgendwie tat ihm die Mutter jetzt leid, das sie, seit der Großvater gestorben war, sich nie wieder mit einem Mann zusammengetan hatte, denn als Großvater noch lebte, nahm er sie oft mit Abends in das gemeinsame Schlafzimmer und verschloss anschließend sorgfältig die Tür.
Aber da war Anton noch jünger und dachte sich nichts dabei und erst später, aus den gehässigen und bösen Bemerkungen der Freunde wusste er ein wenig um die Sache, seine Sache.
Letzte Nacht war er wieder unterwegs, in seinem Geheimgang, denn er hatte Licht gesehen, von seinem kleinen Mansardenfenster aus und voll Vorfreude lief er in gebückter Haltung durch den gut und mit stabilen Hölzern abgesteiften Gang, der wohl schon zu Lebzeiten seines Großvater gegraben worden war, der einmal abzweigte in westliche Richtung aber an einer bestimmten Stelle durch eine Wasserader zum Teil eingefallen war, so das er diesen Teil des Tunnels nicht weiter verfolgt hatte. Ihn zog es zu diesem Körper wie zu einem Magnet und erst hörte er Stimmen, es war ihre helle Stimme und die eines Mannes, aber ihn verstand er nicht oder nicht gleich am Anfang.
Erst als er die Leiter leise hinaufkletterte und das Herz rutschte ihm in die Kniekehlen dabei, sah er einen breiten Rücken und der Mann hatte eine gefleckte Jacke an, so eine Tarnjacke wie die vom Großvater, fast das selbe grün leuchtete in der spärlichen Beleuchtung der nackten Glühbirne am Dachbalken und der Mann, er musste so in seinem Alter sein, er lachte oft und zeichnete wohl etwas auf einen Block, den er auf den Boden zwischen seinen Beinen liegen hatte und Susanne, oh, ja, er wusste wie seine nackte Schöne mit Namen hieß, sie schaute ihm fortwährend zu.
„Das war ein Soldat, ein russischer Soldat“, das schoss ihm auf einmal wie ein Blitz durch den Kopf und beinahe wäre er die Leiter wieder rückwärts heruntergefallen, aber dann erinnerte er sich an die Worte seines Großvaters, dem alten Stalingradkämpfer, wie er immer so gerne betonte, das die Russen auch bloß Menschen waren und in nichts besser und schlechter wie er selber.
„ Aber was suchte der Soldat hier, wo es weit und breit keine russische Einheit gab und der Erzähler flechtet ein, das Anton nie aus Zweedorf weiter herauskam wie bis Schwanheide in die Schule und seine Mutter überhaupt den Jungen sehr eng an sich geklammert hielt, so wie man das immer sehr schön im Zoo beobachten kann, bei den „Klammeraffen“.
Anton interessierte auch keine Politik, er las kaum Zeitung aber er las alles über den großen vaterländischen Krieg, da war er ein Meister, er kannte sie alle, die Feldherren, die Strategen die Sieger, die Verlierer, die Verräter, die Schwachen, die Starken, die Guten, die Bösen, die Industriellen, die Ankläger, die Angeklagten, die Hitlers, die Stalins, die Amis mit dem weichen Toilettenpapier im Tornister und die Russen, die immer die Prawda dazu benutzten.
Oh, ja, er kannte sie alle und das herzliche Lachen des Russen war ihm sofort symphatisch, es durchströmte ihn wie eine warme Welle und in seiner Phantasie sah er sie Beide in der Wanne und fast wäre seine überströmende Gedankenwelt in der Hose gelandet und so beschloss er ohne Umschweife den Abstieg, er wollte sie alleine lassen und er nahm sich vor aufzupassen, weiter zu beobachten und eventuell seinen Freund Wolfgang Woschinski einzuweihen.
Ihm musste er es erzählen, denn er vertraute ihm, er war sein älterer Freund und nicht so gehässig und hinterhältig wie die anderen.

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